energate-Interview mit Dr. Peter Rügge, H2-CLOUD GmbH - "Wasserstoffmengen frei werden lassen"

Oldenburg (energate) - Die H2 -Cloud soll eine Handels- plattform für Wasserstoff werden. Im Interview spricht Peter Rügge, Geschäftsführer des Betreibers H2 Cloud GmbH, über die Bilanz ein Jahr nach dem Start, die nächs- ten Schritte und den regulatorischen Rahmen.

energate: Herr Rügge, vor rund einem Jahr haben Sie das Projekt "H2-Cloud", eine Handelsplattform für Wasserstoff, vorgestellt. Wie ist der aktuelle Stand?

Rügge: Wir haben die Basisprozesse für "Forwards" und "GOs" ausgeprägt und arbeiten daran, die Skalierung zu entwickeln.

energate: Wurden bereits konkrete Wasserstoffmengen über die Plattform gehandelt?

Rügge: Unsere Businessplanung sieht vor, dass wir im kommenden Jahr erste Umsätze machen. Derzeit organisieren wir mit Marktteilnehmern erste bilaterale Geschäfte - mit und ohne physische Erfüllung. Das ist spannend, da eben noch wenige Vorgaben zur Abwicklung bestehen. Grundsätzlich arbeiten wir weiter an der Geschäftsvorbereitung.

energate: Die Bundesregierung hat einen gesetzlichen Rahmen für Wasserstoff-Herkunftsnachweise auf den Weg gebracht. Wie bewerten Sie diesen aus Handelssicht?

Rügge: Das ist momentan und (leider auch) auf absehbare Zeit der einfachste Weg, um einen Einstieg in das Handelsgeschäft zu bekommen. Hier liegen uns diverse Anfragen von Energielieferanten vor, die erste "bilanzielle Produkte" auflegen wollen. Bedauerlicherweise ist der Zertifizierungsprozess noch lang und etwas holprig, wird jedoch als Pre-Kondition dringend benötigt.

energate: Welche Hürden stehen dem Wasserstoffhochlauf noch entgegen?

Rügge: Wir brauchen in dem Markt eine für die Marktteil- nehmer belastbare Energiepolitik, die eine Investitionssicherheit gewährleistet. Insbesondere sind die EU-Vorgaben, die ganz erheblichen Einfluss auf die nationale Regulierung haben, so zu erarbeiten, dass das Europäische H2-Backbone schnell entwickelt werden und die Einbindung bestehender Infrastruktur erfolgen kann.

energate: Das bedeutet?

Rügge: Derzeit arbeitet der Markt bei Erzeugungsprojekten in eine Richtung, die kaum H2 -Mengen freiwerden lässt. Diese Thematik hatte man früher in der Gaswirtschaft ("Take-or-Pay-Verträge") auch, allerdings mussten diese Strukturen mit der Öffnung des Gasmarktes verändert werden, sodass ein "freier Handel" überhaupt entstehen konnte. Diese Entwicklungen sollten jetzt nicht nochmal analog erfolgen - die Nachfragemengen sind jetzt schon deutlich größer als das Angebot. Warum also H2-Mengen nicht verfügbar machen?

energate: Sie haben 2022 mit der Beyondgas auch eine Wasserstoffmesse ins Leben gerufen. Wie geht es hier weiter?

Rügge: Aufgrund des großen Erfolges und des sehr positiven Feedbacks sind wir in unseren Erwartungen mehr als bestätigt worden und etablieren diese nun als jährliches H2-Event. Wir haben unsere Fokusthemen "Wasserstoff in der Energiepolitik, H2-Regulierung und den 360-Grad-Blick auf den Wasserstoffmarkt" geschärft und planen derzeit die "beyondgas 2023". Wir freuen uns, dass Top-Sprecherinnen und Top-Sprecher, wie zum Beispiel Kerstin Andreae vom BDEW oder der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sowie CEOs von Gasversorgern und Branchenexperten zugesagt haben. Die Veranstaltung findet vom 5. bis zum 7. September 2023 statt.

Die Fragen stellte Karsten Wiedemann, https://www.energate-messenger.de/autoren/83-karsten-wiedemann

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Damit aus Leuchttürmen Lichterketten werden: „Wege öffnen für die Wasserstoff-Ökonomie“

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