energate News: Badenova Netze verlegt erste Wasserstoffleitung
Freiburg (energate) - Der Freiburger Verteilnetzbetreiber Badenova Netze hat die ersten Wasserstoffleitungen verlegt. Der entsprechende Leitungsabschnitt gehört zum Projekt "H2@Hochrhein", das Teil des Wasserstoff-Kernnetzes ist. Bereits Ende April hat der Netzbetreiber die ersten Rohre in den Boden gelegt, nun folgte der offizielle Baustart. Es handelt sich dabei um neun Kilometer der insgesamt 58 Kilometer langen neuen Wasserstoffleitung, die zwischen Grenzach-Wyhlen und Waldshut-Tiengen an der deutsch-schweizerischen Grenze entsteht. Die Leitung soll künftig insbesondere die energieintensive Industrie entlang des Hochrheins mit grünem Wasserstoff versorgen. Die Inbetriebnahme des Gesamtprojekts ist bis 2030 vorgesehen.
"Auf Augenhöhe mit Fernleitungsnetzbetreibern"
Das Vorhaben hat große Bedeutung für das Freiburger Unternehmen, denn es ist eines von nur ganz wenigen reinen Verteilnetzbetreiber-Projekten im Wasserstoff-Kernnetz. Damit sieht sich Badenova Netze "auf Augenhöhe mit den Fernleitungsnetzbetreibern", wie es in seiner Mitteilung anlässlich des Baustarts betont. Der Leitungsneubau ist aber auch von großer Wichtigkeit für die ansässige Industrie und die Wirtschaftsregion Südschwaben. "Mit dem frühen Baustart nimmt der Wasserstoffhochlauf im Südwesten deutlich früher Fahrt auf als ursprünglich erwartet. Das schafft Planungssicherheit für Industrie und Kommunen und stärkt die langfristige Standortattraktivität am Hochrhein", kommentierte Julie Bürkle-Weiss, Technische Geschäftsführerin von Badenova Netze.
Gemeinsame Machbarkeitsstudie mit Schweizer IWB
Ähnlich äußerte sich auch Landrat Martin Kistler, er sprach von einem "starken Signal" für den Standort. Mit dem Bau habe sich aber auch der grenzüberschreitende Einsatz von Partnern entlang des Rheins in Deutschland, der Schweiz und Frankreich ausgezahlt, betont der Landrat weiter. Denn perspektivisch sind im Rahmen von "H2@Hochrhein" auch grenzüberschreitende Anbindungen geplant. Das hatte Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand kürzlich auch im Interview mit energate nochmal erläutert. "Wir verbinden dort Infrastrukturen aus Italien, Frankreich und der Schweiz mit hiesigen Initiativen", so Hellebrand. Diese europäische "Connection" sei essenziell. Derzeit läuft bereits eine Machbarkeitsvorstudie gemeinsam mit den Industriellen Werken Basel (IWB) zu möglichen Rheinquerungen und Netzanbindungen in die Schweiz.
Badenova will Planungslücke schließen
Die Wasserstoff-Pipeline "H2@Hochrhein" entlang der deutsch-schweizerischen Grenze hatte erst kurz vor Toresschluss Eingang in das Modell für ein Wasserstoff-Kernnetz gefunden. Der Südwesten galt lange als weißer Fleck auf der Kernnetz-Karte. Mit dem Vorhaben war die Badenova Netze angetreten, um "eine Planungslücke der Fernleitungsnetzbetreiber in der Region in Süddeutschland zu schließen, erklärte Geschäftsführerin Bürkle-Weiss damals gegenüber energate. Sie nannte es einen "Game-Changer" für die Industrie. Die Pipeline sei für die Region Südbaden besonders relevant, da in den kommenden zehn Jahren für den Südwesten Baden-Württembergs keine Belieferung via Ferngasleitung zum Beispiel aus Norddeutschland oder via European Hydrogen Backbone etwa aus Südeuropa zu erwarten sei. Die Wasserstoffanbindung im Süden Deutschlands ist aber weiterhin ein Thema, zuletzt hatte der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD der Branche aber wieder mehr Hoffnung gemacht, dass das Kernnetz in diesen Regionen größer ausfallen könnteals bisweilen geplant.